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Maya Nussbaum

Geburt

Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen (4. Mose 24,17)

Mit der Weihnachtsgeschichte fängt alles an. Eigentlich interessieren sich die Evangelisten vor allem für die Zeit, in der Jesus öffentlich auftrat, predigte, Menschen heilte, Wunder tat und Geschichten erzählte. So machen sich nur zwei von den vier Evangelisten die Mühe, über die Geburt Jesu zu berichten: Lukas und Matthäus.
Zu recht, könnte man sagen, denn der Held muss ja irgendwie geboren werden. Oder doch nicht irgendwie, sondern genau so: lumpig, schäbig, unter kritischen Verhältnissen und doch in strahlendem Licht unter Engelsgesang. Das Paradox der guten Nachricht ist in dieser Geburtsgeschichte bereits angelegt: das Göttliche, das sich in grösster Kraft und zugleich in kleinster Schwachheit zeigt.
Weihnachtsstern2 — Stationen im Pfingstgarten20 (Foto: M. Nussbaum)

Fragen

Was sind die Zeichen für die Schwachheit in der Weihnachtsgeschichte?
Was sind die Zeichen für die grösste Kraft, für das Göttliche in der Weihnachtsgeschichte?
Was fällt euch dazu ein?

Geschichte zum Selberlesen

In Bethlehem (Lukas 2, 1-20)
Es ist Winter. In Israel sind viele Menschen unterwegs - durch die Wüste, über felsige Berge, auf den Strassen. Sie reisen in kleinen Gruppen. Sie sind erschöpft. Wenn sie sich am Wegrand ausruhen und miteinander reden, hört man sie sagen: “Was soll denn dieser Befehl des Kaisers Augustus? Warum will er unser ganzes Volk zählen? Unsinn, Unsinn!”
Alle gehorchen dem römischen Kaiser, weil sie Angst haben. Alle ziehen in das Dorf oder in die Stadt, aus der ihre Familie stammt. Dort müssen sie ihre Namen in Listen eintragen.
Auch der Zimmermann Josef ist unterwegs. Zusammen mit Maria hat er sich aufgemacht, von Nazaret nach Betlehem, denn aus Betlehem stammt die ganze Familie Davids. Lang ist die Reise. Staubig ist der Weg.
Maria erwartet ihr erstes Kind.
Kurz nachdem sie in Betlehem angekommen sind, wird das Kind geboren. Nur in einem leeren Stall ausserhalb der Stadt haben Maria und Josef Platz gefunden. Dort wickelt Maria den kleinen Jungen in Windeln und bettet ihn in eine Futterkrippe. “Jesus soll er heissen, so hat es mir der Engel Gabriel gesagt.”

In der Nähe von Betlehem hüten Hirten ihre Herden; nachts bleiben sie auf dem Feld, um auf die Schafe aufzupassen. So ist es auch in dieser Nacht, in der Jesus geboren wird. Die Hirten sind eingeschlafen. Sie liegen neben dem Feuer; die Reste der Glut wärmen sie.
Doch da schrecken sie aus dem Schlaf auf. Ein heller Schein umgibt sie mitten in der Nacht. Ein Engel Gottes steht vor ihnen und sagt: “Habt keine Angst. Ich bin gekommen, um euch eine gute Nachricht zu bringen. Diese Nacht ist eine Freudennacht für alle Menschn der Erde. In der Stadt Davids ist heute euer Retter geboren worden, Christus, auf den ihr alle wartet. Ihr werdet ihn in einem Stall finden und werdet ihn sofort erkennen: Als Kind kommt er zu euch; er ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe, nicht weit von hier.”
Und plötzlich steht ein ganzes Heer von Engeln bei den Hirten. Sie loben Gott und singen:

Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
für alle Menschen.
Denn Gott hat die Menschen lieb.

Dann verschwinden die Engel. Es wird wieder dunkel.
Die Hirten aber zünden ihre Laternen an und sagen zueinander: “Kommt schnell, wir wollen den Stall suchen. Wir wollen das Kind sehen, von dem der Engel erzählt hat.”
In der Dunkelheit lassen sie die Schafe zurück. Mitten in der Nacht gehen sie über Hügel und Felder, bis sie das Kind mit Maria und Josef finden. Es liegt in der Futterkrippe, genau wie der Engel es ihnen gesagt hat.
“Jesus heisst er”, sagt Maria leise zu den Hirten, die niederknien. Und die Hirten antworten, nachdem sie das Kind lange angeschaut haben und eng zusammengerückt sind: “Wir wissen, dieses Kind ist unser Retter. Darum sind wir gekommen. Und jetzt wollen wir auf den Weiden, in den Dörfern und Städten weitersagen, was wir gesehen haben: Unser Helfer ist geboren worden! Und wir armen Hirten, denen niemand traut, wir haben ihn als erste gesehen.”

Und während die Hirten wieder zurückkehren zu ihren Schafen, über Hügel und Felder, in der dunklen Nacht, denkt Maria nach über alles, was die Männer gesagt haben. Sie weiss: Dieses winzige Kind heisst Sohn Gottes. Ein guter König wird es sein. So hat es ihr der Engel Gabriel verkündet.
Maria ist voller Freude.

Aus:
Mit Gott unterwegs. Die Bibel für Kinder und Erwachsene neu erzählt. Schindler/Zavřel by bohem press, Zürich
8. Auflage 2007, S 158 ff.